Die Digitalisierung und Reizüberflutung liegen nahe beieinander.
Im Jahre 2024, in welchem der Handel zunehmend digital stattfindet und sich die Werbung nicht mehr nur auf die Unterbrechung des Blockbusters beschränkt, müssen wir uns zunehmend mit der Reizüberflutung auseinandersetzen. Zuerst dachte ich, das geht nur meinen neuen Schülern so, da diese einen neuen Job erlernen. Das klingt für Außenstehende eventuell wieder arrogant. Ich achte schon auf meine Wortwahl und dennoch muss ich ebenso festhalten, dass die Reizüberflutung ebenso auf mich zutrifft.
Die Digitalisierung im Handel
Es gilt die alte Weisheit »Handel ist Wandel« oder »Wer nicht mit der Zeit geht – mit dem geht die Zeit«. Ich glaube, im E-Commerce und im Onlinemarketing trifft das noch mehr zu als vor 20 Jahren. Zumal die Zeit nun wesentlich schneller voranschreitet. Die Entwicklungen in der IT, Tracking und Algorithmen nehmen einen enormen Einfluss auf nahezu jedes Business. Und nicht nur auf das Business, auch auf die Menschen.
Das Marketing versucht ständig, neue Wege zu finden, um an den Konsumenten zu gelangen. Die „alten Methoden“ können auch noch heute auf neuen Kanälen Erfolg erzielen. Gestern hieß es noch Social Network – dann Social Media und gestern TikTok. Morgen befindet sich die Zielgruppe bereits auf einem neuen Kanal wieder, welchen es gilt zu ergründen.
Es werden mehr Fachbegriffe geboren als Menschen auf dem Planeten Erde. Obwohl die Kunden stets im Zentrum stehen. Customer Centricity – ein Erfolgsgarant im digitalen Zeitalter. Der Neuzeit. Menschen müssen natürlich immer konsumieren. Nicht durch den Mund, sondern durch TV, Radio und am wichtigsten das smarte Phone.
Reizüberflutung
Nun kommen wir nach einer sehr umfassenden Einleitung zum eigentlichen Kern dieses Beitrages. Die Reizüberflutung. Und damit meine ich nicht den Sommer und die kurzen Röcke. Ich beziehe mich hierbei auf die Reize, welche beide Seiten im E-Commerce und dem Marketing ausgesetzt sind. Dies betrifft die Empfänger einer Botschaft als auch die Sender. Ja, richtig! Das Sender-Empfänger-Modell nach Schulz von Thun. Einige werden es kennen und andere noch kennenlernen.
Lassen wir die vier Seiten weg und beziehen uns auf die Menge an Informationen in der heutigen Zeit vom Sender zum Empfänger. Dort eine Neuigkeit, dass Google mal wieder den Algorithmus geändert hat und alle SEO-Agenturen horchen auf. Gleich wird diese Nachricht verbreitet. Das geht ziemlich schnell viral. Den Laien interessiert das aber nicht. Er liest das Wort Viral. Aber neben den anderen 100.000 Posts interessiert diese Meldung auch nicht wirklich
Falsche Zielgruppe
Ups. Da hat jemand in der Marketing-Abteilung mal wieder schnell geschossen und auch noch die Blumen falsch gegossen. Gießkannenprinz! Keinerlei Segmentierung vorgenommen. Obwohl so viele Daten existieren. Big Data. Digitalisierung und Daten gehören nun mal zusammen. Es sei denn …
Wir befinden uns in der Bürokratie von Deutschland. Dann funktioniert es auch eine E-Mail zu senden, welche wieder ausgedruckt wird und dann sicherlich wieder eingescannt wird, damit die Daten wieder digital vorliegen. Wir schaffen es durch Prozesse, einfache Dinge so komplex werden zu lassen, dass eine Reizüberflutung bereits Standard geworden ist und so sollte es nicht sein.
Dann ist auch noch die Zielgruppe gereizt. So wie ich heute. Gibt eben nicht nur Sonnenschein. Es gleicht einer Reizüberflutung. Ich muss mich erstmal wieder sammeln. Prioritäten setzen. Was ist wichtig und was nicht?
Jetzt versetze ich mich in Menschen hinein, welchen es ebenso geht, wie mir. Oder andersherum. Versetzt euch ausnahmsweise einmal in meine Lage. Private Probleme außen vor, welche wir alle zur Genüge haben. Die Arbeit im digitalen Zeitalter erfordert es, immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Auf der anderen Seite hat sich unser Konsumverhalten ebenso digitalisiert. Während wir früher noch Kassetten hörten und aufnahmen, so streamen wir heute die Musik. Früher lasen wir Bücher und beschäftigten uns mit dem Inhalt. Heute fragen wir Google oder eine KI, ob man grünes Toastbrot noch essen kann.
Digital gereizt – Reizüberflutung und Social Media
Am Ende sind wir alle dann digital gereizt. Wir arbeiten die Dinge ab oder wir swipen durch den Newsfeed. Wir bekommen eine Nachricht via Mail, eine weitere geht über den Messenger ein und WhatsApp macht gerade Bing. In einer hektischen und stressigen Welt suchen wir einen Ruhepol und dann klingelt bereits das Telefon.
Wir möchten atmen und saugen direkt wieder etwas digitale Informationen auf. Es klingelt an der Tür. Der Postbote bringt das Paket nun bereits bis an die Tür. Er oder Sie möchten aber nicht in das 5. Obergeschoss laufen. Dafür habe ich doch bezahlt. Das ist mein persönlicher …
Jetzt, wo ich mein Paket auch noch unten abholen musste, werde ich nach meinem Arbeitstag den Frust einfach im Internet los. Ich pöbele einfach ein wenig bei Facebook herum, oder rege mich bei TikTok darüber auf. Ich könnte auch einfach bei Twitter einen kurzen Tweet in die Welt setzen und auf Reaktionen warten.
Es könnte alles so einfach sein. Wäre ich nur ein Influencer.
*Philosophischen Anthropologie
Hoch Interessant finde ich die Begriffsverwendung der Reizüberflutung im Kontext der philosophischen Anthropologie.
Arnold Karl Franz Gehlen: Anders als Tieren mangelt es dem Menschen insbesondere ein angeborener Mechanismus, um äußere und innere Reize zu filtern und zu verarbeiten und die Weltsicht zu vereinen. Die Folge ist eine »Reizüberflutung« und gleichzeitig, durch das Fehlen eines angeborenen Automatismus der Bedürfnisbefriedigung…
Aha die Bedürfnisse.
Diesmal entschied ich mich für meinen Blog. Das nächste mal eventuell wieder ein Gedicht?
Foto(oben): Pixabay Lizenz (Frei) – mit KI erstellt
Informationen zum Content des Textes: Reizüberflutung durch Digitalisierung, Warum Reizüberflutung uns alle betrifft, Wieviel Social-Media ist gut?
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